Neues Online-Lexikon der Rechts- und Wirtschaftsterminologie Niederländisch-Deutsch

Seit Kurzem können Übersetzer beim niederländischen Paris Verlag das neue Lexikon der Rechts- und Wirtschaftstechnologie abonnieren. Das Lexikon wurde von 21 geprüften Übersetzern entwickelt und beinhaltet zum jetzigen Zeitpunkt 82.500 Einträge.

Es ist ausschließlich als Online-Abonnement erhältlich und ermöglicht so den sofortigen Zugang zu neuen Einträgen.

Leider gibt es das Lexikon nur in der Sprachrichtung Niederländisch-Deutsch und auch der Preis ist recht happig. Eine Einzelnutzerlizenz für ein Jahresabonnement kostet € 298,00, für jede weitere Lizenz kommen € 79,50 hinzu. Doch für spezialisierte Übersetzer in den Bereichen Jura und Wirtschaft kann dies eine lohnenswerte Investition sein.

Weitere Informationen finden Sie hier

Internationale Konferenz „Translation und Drittes Reich“

Am 5. und 6. Dezember 2014 findet in Berlin eine Konferenz zum Thema Macht und Ideologie im Übersetzungsprozess während des Dritten Reiches statt. Die Konferenz wird organisiert von Dr. Elisabeth Gibbels (Humboldt-Universität), Prof. Dr. Dörte Andres (Universität Mainz-Germersheim) und Univ.-Prof. Larisa Schippel (Universität Wien).

Die Kosten betragen € 50,00 für beide Tage. Konferenzsprachen sind Englisch und Deutsch.

Konferenzorte:

5. Dezember 2014 – Magnus-Haus am Kupfergraben
6. Dezember 2014 – Hauptgebäude der Humboldt-Universität, Unter den Linden 6

Weitere Infos finden Sie hier.

Humboldt-Universität Berlin & Bebelplatz mit Skulptur “Der moderne Buchdruck” (Wikipedia)

Humboldt-Universität Berlin & Bebelplatz mit Skulptur “Der moderne Buchdruck” (Wikipedia)

Denkmal für die Bücherverbrennungen (10. Mai 1933). Thema in der Vorlesung  “Die NS-Bücherverbrennungen und das Schicksal der Übersetzungen“ von Larisa Schippel (Wikipedia)

Denkmal für die Bücherverbrennungen (10. Mai 1933). Thema in der Vorlesung “Die NS-Bücherverbrennungen und das Schicksal der Übersetzungen“ von Larisa Schippel (Wikipedia)

 

Eine lohnende Investition – Technikseminare des BDÜ in Zusammenarbeit mit der Uni Hildesheim

Vom 9.-11. Oktober 2014 fand in der Universitätsstadt Hildesheim wieder das jährliche Technikseminar statt. Der deutsche Bundesverband für Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) organisiert dieses dreitägige Seminar bereits seit Beginn der 90er Jahre gemeinsam mit der Stiftung Universität Hildesheim. In den letzten Jahren lag der Fokus auf Informations- und Kommunikationstechnologie, nachhaltiger Energie sowie intelligenter Gebäudetechnik. Dieses Jahr wurden die Teilnehmer in die Welt der Mechatronik eingeführt.

BDÜ und Hildesheim – eine gelungene Kombination

Die Zusammenarbeit des BDÜ mit der Uni Hildesheim ist kein Zufall. Dort können nämlich Studierende am Institut für Übersetzungswissenschaften und Fachkommunikation den Masterstudiengang für Sprache und Technik absolvieren. Für Technikseminare speziell für Übersetzer ist dies die perfekte Voraussetzung. Durchgeführt werden die Seminare von Ingenieuren, die in Hildesheim studiert haben oder von wissenschaftlichen Mitarbeitern der Uni. Eine hohe Qualität wird somit garantiert. Nach jedem Modul werden die behandelten Themen noch einmal ausführlich auf Englisch (am Ende des Tages zusätzlich auch auf Französisch) von einem wissenschaftlichen Mitarbeiter der Fakultät Übersetzungswissenschaften dargestellt. In diesem Zusammenhang wird auch auf konkrete Übersetzungsprobleme hingewiesen.

 

Stiftung Universität Hildesheim, Bühler Campus (Foto: Andreas Hartmann)

Stiftung Universität Hildesheim, Bühler Campus (© Andreas Hartmann)

Mechatronik wo man hinsieht

Mechatronik setzt sich aus den Wörtern Mechanik und Elektronik zusammen. Das ist ein bisschen irreführend, da mechatronische Systeme nicht ausschließlich aus mechanischen und elektronischen Elementen, sondern auch aus informationstechnischen Elementen bestehen. Mechatronik ist überall zu finden. Bei Transportanlagen auf den Flughäfen handelt es sich genauso um mechatronische Systeme wie bei Digitalkameras oder digitalen Waagen.

Während des Seminars wurden die vier wichtigsten Bestandteile eines mechatronischen Systems ausführlich thematisiert:

1. Mechanisch miteinander verbundene Bauteile, z.B. Transportrollen, die Füße von Waagen sowie Getriebe oder Wellen
2. Sensoren, z.B. Bewegungssensoren, die dafür sorgen, dass die Außenbeleuchtung sich automatisch einschaltet, wenn jemand in den Sensorenbereich tritt
3. Steuerungsgeräte, z.B. Microcontroller, speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS) und integrierte Schaltkreise
4. Aktoren, z.B. pneumatische oder hydraulische Motoren und Gleichstrommaschinen.

Außerdem wurden die Begriffe Strom, Spannung, Widerstand und elektrische Leistung erklärt und der Unterschied zwischen Gleich-, Wechsel- und Dreh- bzw. Drei-Phasen-Strom erläutert.

Gleichstrommaschine (Wikipedia)

Gleichstrommaschine (Wikipedia)

Terminologiearbeit

Während der englischsprachigen Zusammenfassung wurde konkret auf die Terminologie eingegangen. Dabei wurde wiederholt deutlich, wie schnell sich bei technischen Übersetzungen Fehler einschleichen können. So wird das niederländische Wort condensator in englischsprachigen Texten mit condensor übersetzt. Richtig ist aber capacitor. Ein weiteres Beispiel sind die Wörter Wicklung und Windung, die ins Englische oft mit winding übersetzt werden. Die richtige Übersetzung dafür lautet aber winding und turn. Oder auch das deutsche Wort Welle, welches im Englischen shaft heißt und nicht axle.

Natürlich war es schade, dass in dem Seminar keine weiteren niederländischen Beispiele besprochen wurden, doch trotzdem war dieser Seminarteil besonders aufschlussreich. Denn hier wurde noch einmal deutlich, dass man sich nicht so schnell mit einer Übersetzungslösung zufrieden geben darf. Im Gegenteil: Eine sorgfältige Terminologierecherche ist unbedingt erforderlich.

Der letzte Seminarteil war ein Praxismodul. Darin wurde das erworbene Wissen mit Hilfe einer mechatronischen Installation visualisiert. Übersetzer, das wurde auch hier wieder deutlich, möchten mit eigenen Augen sehen können, wie alles ineinandersteckt.

 

Rollenförderer mit Staufunktion für den Transport von Kartons und Behältern. © Kay-Uwe Rosseburg

Rollenförderer mit Staufunktion für den Transport von Kartons und Behältern. © Kay-Uwe Rosseburg

Fazit

Eine Teilnahme an einem Technikseminar kann ich jedem technischen Übersetzer absolut empfehlen. Dank der hohen Qualität sind die Seminar- und Reisekosten gut angelegt. Besuchen Sie regelmäßig die Website des BDÜ (Leistungen > Weiterbildung) für weitere Informationen bezüglich des nächsten Technikseminars.

Internationale Konferenz Languages & The Media in Berlin

Das Übersetzen audiovisueller Medien ist ein eigenes Fachgebiet. Für Interessierte und Übersetzer findet vom 5.-7. November die zweijährliche Konferenz Languages & The Media statt. Diese bietet Dolmetschern, Übersetzern, Wissenschaftlern, Softwareentwicklern und Herstellern von audiovisuellen Materialien eine ausgezeichnete Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen und Ideen auszutauschen.Die Konferenzsprache ist Englisch.

© Languages & The Media

Wichtige Themen sind u.a.:

• Jüngste Entwicklungen in Synchronisation, Untertitelung, Voiceover, Untertitelung für Gehörlose und Audiobeschreibung
• Auswirkungen von sozialen Netzwerken und sich etablierenden Technologien, wie Machinenübersetzung, digitales Fernsehen, Spracherkennung und Cloud-Speicherung für die Medien- und Übersetzungsbranche
• Community-Übersetzung (Crowdsourcing)
• Spiele-Lokalisierung für spezielle Kulturen

Konferenzort:

Hotel Radisson Blu
Karl-Liebknecht-Strasse 3
D-10178 Berlin

Weitere Infos finden Sie hier.

Literaturtipp: Ein Plädoyer für mehr Mut beim Übersetzen

Für Übersetzer Deutsch und für Übersetzer, die der deutschen Sprache mächtig sind, ist neulich ein interessantes Buch im BDÜ Fachverlag erschienen. In Hürden-Sprünge. Ein Plädoyer für mehr Mut beim Übersetzen zeigt die Übersetzungswissenschaftlerin Christiane Nord anhand von 100 Beispielen mit Übersetzungen in verschiedenen Sprachen (u.a. Deutsch, Englisch, Spanisch, Chinesisch und Russisch), was es bedeutet, „beim Übersetzen nicht nur Texte in anderen Sprachen zu produzieren, sondern Texte, die auch über die „kulturelle Hürde“ kommen.“

Das Buch kostet € 25,00 und ist auch als E-Book verfügbar. Es kann im Online-Shop der BDÜ Weiterbildungs- und Fachverlagsgesellschaft mbH bestellt werden.

 

Hürden-Sprünge

Erneuerte Website BDÜ ist online

Der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) hat seine Website komplett erneuert. Sie ist moderner und übersichtlicher geworden.

Die Webseite ist von nun an auch auf Englisch und Französisch verfügbar.

Auf der Homepage befindet sich einen Link zur BDÜ-Mitgliederdatenbank. Hier finden Sie kostenlos Dolmetscher und Übersetzer. Sie können u.a. suchen nach Sprachkombination, Fachgebiet oder Wohnort.

Weitere praktische Links auf der Homepage führen zu aktuellen Stellenangeboten und zum breiten Angebot von Seminaren und Webinaren des BDÜ, die auch zugänglich sind für Nichtmitglieder.

Homepage Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer

Neue Homepage Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer

Als Übersetzerin zur Messe (3)

Der Besuch der Hannover Messe, gemeinsam mit meinem Kollegen Jan Schöntauf, liegt nun schon wieder zwei Wochen zurück. In meinen zwei früheren Beiträgen beschrieb ich, wie wir uns auf die Messe vorbereitet haben. Dieses Mal geht es um den eigentlichen Messebesuch.

Als ich in Hannover ankam, war es kalt, windig und regnerisch, was ich – so banal das auch klingen mag – als sehr unangenehm empfunden habe. Ohne Jacke von Halle zu Halle zu laufen, war zu kalt, aber drinnen war sie nur noch hinderlich und viel zu warm. Wohin also damit? Jeder Messeeingang verfügt zwar über eine eigene Garderobe, aber da man das Messegelände nicht unbedingt wieder am selben Punkt verlässt, sind doch einige logistische Überlegungen notwendig. Das gilt auch für die Wahl des Treffpunkts. Jan kam aus einer gänzlich anderen Richtung als ich. Zur vereinbarten Zeit befanden wir uns beide an einem Eingang, aber ungefähr einen Kilometer voneinander entfernt…

 

Messegelände Hannover © Jan Schöntauf

Messegelände Hannover © Jan Schöntauf

An die Arbeit

Nachdem wir die praktischen Probleme gelöst hatten, begannen wir eigentlich umgehend mit dem Abarbeiten unserer Listen mit den ausgewählten Unternehmen. Meistens kommen die Personen von den Ständen auf einen zu und nehmen einem die Überlegung ab, wie man am besten das Gespräch beginnt. Nur mal ein bisschen in der Broschüre blättern und sofort steht jemand neben einem. Was sich auch als sehr hilfreich erwiesen hat, waren unsere Badges, die unsere BDÜ-Mitgliedschaft zeigten. Das führte einige Male zu der direkten Frage, wer wir sind. Die E-Mails, die wir vorher verschickten, hatten dagegen überhaupt keinen Nutzen. Die können wir uns beim nächsten Mal sparen.

Am Anfang begannen wir die Gespräche noch mit einigen Fragen zu den Produkten, aber es zeigte sich schnell, dass es kein Problem war, direkt auf den Punkt zu kommen. Wir stellten uns sofort als Übersetzer vor, zeigten unser Interesse an der Branche und den Produkten des Ausstellers und fragten, ob es Bedarf an Übersetzungsdienstleistungen gibt.

Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich, aber nie unangenehm und schon nach einigen Gesprächen war es viel einfacher, jemanden anzusprechen. Und trotzdem würde ich auch die nächste Messe gemeinsam mit einem Kollegen besuchen. Wenn man jemanden anspricht, ist man meistens nervös, sehr auf ein gutes Gespräch fixiert und auf eine gute Wirkung bedacht. Dadurch vergisst man Dinge und fragt manchmal nicht gut nach. Mit einem Kollegen hat man sozusagen einen Beobachter an der Seitenlinie dabei. Während ich probierte, das Gespräch zu führen, konnte Jan sich interessante Fragen einfallen lassen und kontrollieren, ob auch die Visitenkarten ausgetauscht worden waren. Außerdem konnten wir hinterher jedes Gespräch evaluieren und unsere Strategie weiter optimieren.

Ein Beispiel Die ersten Male nahm ich die von mir verschickte E-Mail als Ausgangspunkt für ein Gespräch. Dank der Beobachtung von Jan wurde schnell deutlich, dass dies nicht sonderlich effektiv war. Denn viele Personen, die ich per E-Mail kontaktiert hatte, waren bei der Messe nicht zugegen oder reagierten auf diese „Eröffnung“ nicht wie erhofft. In den folgenden Gesprächen brachte ich mein Anliegen daher schneller zur Sprache und hatte damit mehr Erfolg.

Ein anderes Beispiel Auf meiner Liste stand ein deutsches Unternehmen, das seinen Standort nah an der niederländischen Grenze hat und auch auf Messen in den Niederlanden ausstellt. Dieses Unternehmen verfügt aber nicht über eine Website und/oder Messematerialien in niederländischer Sprache. Während ich mich darauf konzentrierte, meinen Text herunterzubeten (es war das erste Unternehmen, das ich ansprach), hatte Jan von außen mehr Möglichkeiten, um mit einigen zielgerichteten Fragen in Erfahrung zu bringen, warum das Unternehmen keinen Bedarf an niederländischen Übersetzungen hat. Es stellte sich heraus, dass die Niederlande für dieses Unternehmen zwar ein wichtiger Handelsplatz sind, um ihre Produkte international zu vermarkten, jedoch keinen direkten Absatzmarkt darstellen. Diese Tatsache hätte ich so nie in Betracht gezogen und ich wäre nicht zu dieser Erkenntnis gelangt, wenn ich das Gespräch allein geführt hätte.

Niederländischer Zenstralstand (Holland Pavillon) © Jan Schöntauf

Niederländischer Zenstralstand (Holland Pavillon) © Jan Schöntauf

Und schließlich hatte ich auch das Gefühl, dass wir als „Duo“ unserem Anliegen mehr Präsenz verleihen konnten. Wir hatten so die Möglichkeit, uns mit einem breiteren Angebot vorzustellen (Dolmetschen, Übersetzen, zwei Sprachrichtungen) und professioneller aufzutreten.

Ergebnisse und Erkenntnisse

Wie erwartet, hat die Messe nicht unmittelbar zu konkreten Aufträgen geführt. Und die meisten Unternehmen von meiner Liste gaben an, auch in Zukunft keinen Bedarf an niederländischen Übersetzungen zu haben. Ein Argument, dass ich oft hörte, war, dass Niederländer ja sehr gut Englisch sprechen. Dem ist wenig entgegenzusetzen. Natürlich gibt es wichtige Argumente für Übersetzungen, aber es macht keinen Sinn, diese auf der Messe darzulegen. Meine Visitenkarte wurde aber einige Male mit der Bemerkung genommen, dass ab und an sehr wohl Bedarf an niederländischen Übersetzungen vorhanden ist. In den kommenden Wochen werde ich diese Unternehmen anrufen oder per E-Mail mit ihnen in Kontakt treten.

Jans Chancen sind etwas größer. Das kommt u.a. durch seine Sprachkombination Niederländisch-Deutsch. Da dieses Jahr die Niederlande Partnerland waren, gab es viele niederländische Unternehmen auf der Messe. Diese Unternehmen wollen ganz konkret Geschäfte in Deutschland machen und haben über kurz oder lang Bedarf an Übersetzungsdiensten. Für meine Sprachkombination Deutsch-Niederländisch galt das auf dieser Messe nicht. Wichtiges Fazit: Ich muss mich zukünftig auf Messen in den Niederlanden fokussieren, auf denen deutsche Unternehmen vertreten sind. Und am besten wären Messen, die als Schwerpunkt deutsch-niederländische Handelsbeziehungen haben.

Jan hatte zudem viele Start-up-Unternehmen auf seiner Liste. Einige reagierten sehr positiv auf unsere Anwesenheit und wollten sehr gern Visitenkarten austauschen. Wenn man als Übersetzer bei kürzlich gegründeten Unternehmen den Fuß in die Tür bekommt, ist das natürlich am besten. Meine Kunden stammen größtenteils aus etablierten Branchen. Ihre Geschäftsbeziehungen mit den Niederlanden bestehen oft schon seit Jahren und die meisten arbeiten daher schon mit Sprachdienstleistern zusammen. Das hat zu der Erkenntnis geführt, dass ich zukünftig eine neue Spezialisierung entwickeln muss. Dafür lieferte mir die Messe reichlich Ideen.

Aber auch wenn die Hannover Messe dieses Mal zu keiner konkreten Kundengewinnung führt, war der Messebesuch nicht umsonst. Ich habe viel über neue Entwicklungen und ihre ineinandergreifenden Zusammenhänge gelernt und das hat für mich einen großen Wert. Eine Messe ist der Platz schlechthin, um das größere Ganze zu entdecken, das man im Alltag nicht wahrnimmt. Von den Medien bekommt man alles stückchenweise präsentiert. Man liest über Entwicklungen, neue Produkte und Erfindungen, aber um genau zu erkennen, an welcher Stelle man als Übersetzer „einhaken“ kann, fehlt der Zusammenhang. Ich erläutere das gern etwas ausführlicher.

Auf der Messe präsentierte der niederländische Technologieverband FME/CMW dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte den Bericht Smart Industry. Dieser bietet genaue Informationen zum Entwicklungsstand von Industrie und Technologie in den Niederlanden sowie zu den Richtungen, in die sich Entwicklungen zukünftig bewegen werden. Er dient als Grundlage für politische und wirtschaftliche Entscheidungsprozesse in den Niederlanden. Andere Länder haben vergleichbare Programme, wie z.B. Deutschland (Industrie 4.0), die USA (NNMI) und Dänemark (MADE). Die Präsentationen, die ich während der Messe gesehen habe, über das, was auch die vierte industrielle Revolution genannt wird, halfen mir, all die losen Stückchen, die man täglich verabreicht bekommt, zu einem Ganzen zusammenzufügen. Und dann sieht man auf einmal die Märkte der Zukunft, die für Übersetzer interessant sein könnten. Im Nachhinein gesehen ist dies vielleicht das wertvollste Resultat meines Messebesuchs in Hannover.

Bericht Smart Industry

Bericht Smart Industry

Fazit

Für Übersetzer ist es sinnvoll, ab und zu eine Messe zu besuchen. Es erweitert den Horizont und sorgt dafür, dass man in der eigenen Arbeit mitwächst und auf dem aktuellen Stand der Entwicklungen bleibt. Außerdem bietet eine Messe gute Möglichkeiten, potentielle Kunden ausfindig zu machen, z.B. durch ausführliche Ausstellerlisten. Die stellen eine hervorragende Grundlage für Vorakquise dar, ein Prozess, auf den ich bei näherer Betrachtung mehr Nachdruck hätte legen müssen. Und noch wertvoller ist die Erkenntnis, dass ein wichtiger Teil des Akquiseprozesses schon lange vor dem Messebeginn stattfinden muss. Auf diese Weise lässt sich bereits herausfinden, wer Interesse hat und wer nicht und man kann interessierte Unternehmen mit konkreten Angeboten für sich gewinnen. So kann man einen Bedarf erfüllen, bevor der potentielle Kunde diesen als solchen erkannt hat. Das schafft einen Zugewinn für beide Seiten. Das Gespräch am Messestand kann dann dafür genutzt werden, den ersten telefonischen Kontakt zu erweitern und zu vertiefen. Natürlich muss der Kontakt nach der Messer weiter gehalten werden.

Ich habe mich noch nicht mit dem Follow-up beschäftigt, aber ich kann jetzt eigentlich schon konstatieren, dass ein Messegespräch ohne ausführliche vorherige Akquisetätigkeiten nicht das Gewünschte einbringt, außer der Messerahmen ist optimal (Niederlande Partnerland) und man konnte die richtigen Kunden (Start-up-Unternehmen oder Unternehmen, die beabsichtigen, in den Niederländischen Markt einzusteigen) und Branchen (neue Märkte) herauspicken.

Lesen Sie in meinem vierten und letzten Beitrag: Das Follow-up

Als Übersetzerin zur Messe (2)

Vor einigen Wochen fragte mich mein Kollege Jan Schöntauf, ob ich mit auf die Hannover Messe gehen wolle. Bei Fortbildungen und Kongressen für Übersetzer werden Messebesuche oft als wichtige Akquiseform genannt, daher brauchte ich über Jans Vorschlag nicht lange nachzudenken. Auch ein dritter Kollege fand die Idee gut, und nachdem wir die Vor- und Nachteile sowie einige praktische Fragen besprochen hatten, stand unser Entschluss fest. Wir gehen auf die Messe.

In meinem ersten Beitrag zum Thema Messebe such habe ich mich mit einigen allgemeinen Fragen beschäftigt, wie z.B. Zielstellungen, Erwartungen, die Zusammenarbeit mit Kollegen, persönliches Auftreten und die eigene Ausstrahlung. Außerdem habe ich erklärt, warum es wichtig ist selektiv zu sein, und wie eine erste Auswahl potentieller Kunden getroffen werden kann. In diesem Beitrag geht es um die wirkliche Arbeit: die Vorakquise.

 

© Deutsche Messe

© Deutsche Messe

Das richtige Druckmittel

Akquise ist beängstigend. Die meisten Menschen schieben sie gern endlos vor sich her. Darum ist es wichtig, für ein Druckmittel zu sorgen. Meine Kollegen und ich hielten jede Woche zur gleichen Zeit eine Telefonkonferenz. Es gab somit feste Termine, um den Fortgang zu besprechen, neue Ideen auszutauschen und die Sache am Laufen zu halten. Wenn zwei andere mit von der Partie sind, wird es schwieriger, um sich mit einer faulen Ausrede zu drücken.

Die Auswahl verfeinern

Auf der Hannover Messe gibt es ca. 6000 Aussteller. Eine erste grobe Auswahl ist daher unerlässlich. Bei mir ergab diese erste Auswahl eine Liste von ca. 100 Unternehmen. Und das war immer noch zu viel. Durch einen kurzen Blick auf die Websites dieser Unternehmen war es möglich, die Auswahl auf ca. 40 Firmen zu begrenzen. Bei einigen Firmen sprach mich die Website nicht an oder ich fand das Produkt bei näherer Betrachtung doch nicht interessant genug. Andere wiederum hatten bereits eine gut gestaltete niederländische Website. Und bei einigen sagte mein Gefühl, dass es auf die eine oder andere Weise nicht passte.

Es ist wichtig, sich bei der Auswahl auf das eigene Gefühl zu verlassen. Akquise stellt an sich schon eine hohe Hürde dar und das Letzte, was man braucht, sind weitere Hindernisse. Diese Arbeit soll ja weiterhin angenehm bleiben. Scheuen Sie sich daher nicht eine Firma von Ihrer Liste zu streichen, wenn Sie die Website generell nicht einladend finden oder die in der Rubrik „Über uns“ abgebildete Person einen unsympathischen Eindruck macht.

Anrufen oder eine E-Mail schicken?

Während der Vorbereitungen wurde für mich immer deutlicher, dass es besser ist, das Unternehmen vor der Messe anzurufen. Aber das ist auch der unangenehmste und zeitraubendste Teil. Wenn Sie sich dafür entscheiden, ein Unternehmen anzurufen, beginnen Sie dann zu Übungszwecken mit einem kleineren Unternehmen. Desweiteren ist zu empfehlen, sich vorher umfassend zu informieren: Welche Produkte bietet die Firma an? Welche aktuellen Entwicklungen sind interessant und bieten diese Anknüpfungspunkte für ein Gespräch? Wie präsentiere ich mich und komme ich schnell auf den Punkt? Und was noch wichtiger ist: Was will ich mit dem Gespräch erreichen? Besteht Ihr Ziel darin, einen Termin mit einem Ansprechpartner auf der Messe zu vereinbaren, vorzufühlen, ob die Firma Interesse am niederländischen Markt (und für Ihre Dienstleistung) hat oder wollen Sie vielleicht sogar probieren, einen Auftrag direkt zu akquirieren? Was immer Ihr Ziel auch ist, konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche und sorgen Sie dafür, dass der Kundennutzen immer im Mittelpunkt steht.

Meine Erfahrung ist, dass die Entscheidung anzurufen, sehr davon abhängt, wie viel Zeit noch bis zum Messebeginn zur Verfügung steht. Wir haben uns ziemlich spät dazu entschlossen, die Messe zu besuchen. Zwei Monate scheint viel, ist aber nicht genug. Man darf nicht vergessen, dass die Arbeit wie gewohnt weitergeht und dass die Vorbereitung für den Messebesuch zusätzlichen Aufwand bedeutet. Arbeit, die nebenbei getan werden muss. Zwei Monate sind dann schnell vorbei und wir wissen alle, wie das geht. Ein Haufen Arbeit ist die beste Entschuldigung, um so etwas Unangenehmes wie Akquise beiseitezuschieben. Wir sagen uns lieber: „Das kann ich auch später noch machen“.

 

© Wiki Commons / RaBoe

© Wiki Commons / RaBoe

Aber es gibt noch einen anderen Grund, um so früh wie möglich anzufangen: Ihr Service kann mehr umfassen. Lange vor Messebeginn ist die Chance größer, dass ein potentieller Kunde bei der Vorbereitung seines Präsentationsmaterials Ihre Dienstleistung in Anspruch nimmt. Sie können ihm also ein konkretes Angebot unterbreiten. Ein oder zwei Wochen vor der Messe ist das viel schwieriger. Es wird bestimmt noch Kunden geben, die noch Bedarf an Übersetzungen haben, aber die Zeit wird nicht mehr reichen, um diese zu erstellen und noch drucken zu lassen. Ihr Angebot muss sich deshalb mehr auf die Zeit nach der Messe richten. Aber das ist für den Kunden noch weit weg. Er muss erst schauen, was die Messe für Ergebnisse erzielt.

Trotzdem haben wir einige Telefonate geführt. Die Resultate waren sehr unterschiedlich, bei einigen Unternehmen ging niemand ans Telefon, andere hatten kein Interesse und ein Unternehmen erteilte einen konkreten Auftrag. Die Telefonate waren eine gute Übung und alle Gespräche waren angenehm. Zu merken, dass am anderen Ende der Leitung auch nur normale Menschen sitzen, die solch einen Akquiseversuch nicht merkwürdig finden, ist eine wichtige Erfahrung, denn wir denken immer schnell, dass wir uns aufdrängen und dass andere kein Bedarf an unserer Dienstleistung haben.

Weil der Messebeginn so kurz vor der Tür stand, beschlossen wir, den ausgewählten Firmen per E-Mail unseren Besuch am Messestand anzukündigen. Dadurch hatten wir die Möglichkeit, unsere Daten schon mal beim Kunden zu hinterlassen. Desweitern können wir die Mail als Anlass verwenden, um am Messestand ins Gespräch zu kommen. Außerdem hoffen wir, dass der Kunde vielleicht angeregt wird, um über eine niederländischsprachige Unternehmenspräsentation nachzudenken.

Nicht den Mut verlieren!

Wenn man im Vorhinein mit dem Unternehmen Kontakt aufnimmt, besteht eine reelle Chance, dass man abgewiesen wird. Das ist natürlich nicht schön, aber noch lange kein Drama. Es erspart einem ein Gespräch am Stand, bei dem nichts herauskommt und es gibt mehr Zeit, um seine Aufmerksamkeit auf andere Kunden oder Messeevents zu richten. Betrachten Sie es daher als eine Möglichkeit, Ihre Auswahl weiter zu verfeinern.

Ein Gespräch am Messestand

Es ist sinnvoll darüber nachzudenken, wie man das Gespräch am besten führen kann, aber von detaillierten Gesprächsentwürfen verspreche ich mir nichts. Jeder Kunde ist anders und es hängt viel von der Situation oder dem Moment ab. Was man machen kann, ist ein sogenannter Elevator Pitch ausarbeiten. Das ist eine kurze Präsentation, mit der man sich kurz und bündig darstellt: wer man ist, was man macht und welchen Nutzen der Kunde von der Dienstleistung hat. Außerdem ist es ratsam, von jedem Kunden einige Angaben zusammenzustellen, wie z.B. den kompletten Namen des Unternehmens, die Namen von eventuellen Kontaktpersonen auf der Messe und beim Unternehmen (herauszufinden auf der Website der Hannover Messe oder direkt beim Unternehmen), Branche, Produktpalette, Messestandplatz, relevante Entwicklungen oder andere Informationen, mit denen man im Gespräch sein Interesse am Unternehmen zeigen und seine Sachkenntnis zum Ausdruck bringen kann. Stellen Sie im Gespräch nicht sich selbst sondern die Kundenbedürfnisse in den Mittelpunkt und überlegen Sie sich schon vorher, welche Ergebnisse das Gespräch erzielen soll.

 

© Wiki Commons / RaBoe

© Wiki Commons / RaBoe

Rechnen Sie damit, dass die meisten Mitarbeiter am Stand mit dem Einkauf von Übersetzungsdienstleistungen nichts zu tun haben. Ein konkreter Übersetzungsauftrag ist daher nicht zu erwarten. Ein Gesprächsziel kann sein, zu erfahren, ob der Kunde zukünftig auch in Ihrer Zielsprache in Erscheinung treten will. Man kann auch probieren herauszufinden, welche tatsächlichen Bedürfnisse das Unternehmen im Bereich internationaler Kommunikation hat. Ein weiteres Ziel kann sein, Namen, Telefonnummern und E-Mailadressen von Mitarbeitern zu erhalten, die innerhalb des Unternehmens für Marketing und PR verantwortlich sind. Letztendlich kann man einen Stand aber auch besuchen, um sich über die aktuellen Entwicklungen innerhalb der Branche zu informieren, in der man spezialisiert ist.

Was bei meinen Gesprächen letztendlich herauskam, können Sie in meinem folgenden Beitrag über den Messebesuch lesen.

Tipp:

Eintrittskarten sind meistens gratis erhältlich, z.B. über die Handelskammer, Branchenverbände oder direkt bei den Unternehmen, die auf der Messe ausstellen.

Hier erhalten Sie noch Karten für die Hannover Messe, aber auch für die CeBIT und die CeMAT.

BDÜ und Uni Hildesheim organisieren Mechatronik-Seminar für Übersetzer

Vom 9. bis 11. Oktober 2014 bieten die BDÜ Weiterbildungs- und Fachverlags GmbH in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern des Instituts für Technik und des Instituts für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation der Stiftung Universität Hildesheim ein Fachseminar an zum Thema Mechatronik mit Schwerpunkt Fördertechnik.

Erfahrene Fachleute vermitteln Grundlagen- und Anwendungswissen zu technischen und fachsprachlichen Fragestellungen im Bereich der Mechatronik und insbesondere der Fördertechnik.

Die jährliche Seminare sind sehr beliebt. Buchen Sie also rechtzeitig.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Rollenförderer mit Staufunktion für den Transport von Kartons und Behältern. © Kay-Uwe Rosseburg

Rollenförderer mit Staufunktion für den Transport von Kartons und Behältern.
© Kay-Uwe Rosseburg

 

 

Konferenz im niederländischen Nieuwegein zum Thema neue Technologien in der Übersetzerbranche

Am 4. April 2014 organisiert das niederländische Institut für ständige Weiterbildung für Dolmetscher und Übersetzer OCPE eine eintägige Konferenz zum Thema: „Übersetzertechnologien – Chance oder Bedrohung?“. Experten aus dem In- und Ausland präsentieren die neuesten Entwicklungen u.a. aus dem Bereich maschinelle Übersetzung, Lokalisierung, soziale Medien und Übersetzungssoftware.

 

Konferenz OCPE Übersetzen und TechnologieDie Konferenz ist ein unbedingtes Muss für Übersetzer, die neue Technologien bislang nicht in ihren Arbeitsprozess integriert haben, entweder aus Angst vor Veränderung oder aus einer gewissen Abneigung gegenüber diesen Technologien. Das betrifft eine ziemlich große Gruppe von Übersetzern.

Neue Technologien mit einzubeziehen bedeutet, gewohnte Arbeitsweisen zu verändern und neue Herausforderungen anzugehen. Und das wiederum bedeutet: nach draußen zu gehen und sich weiterzubilden. Viele Übersetzer würden diese Hürde gerne nehmen, aber schieben es immer wieder vor sich her.

 

Doch wer bereit ist, diesen Schritt zu tun, wird schnell merken, dass die neuen Technologien weniger bedrohlich sind als oft angenommen wird, und dass sie sogar eine wahre Bereicherung darstellen können. Jede Bedrohung bietet auch Chancen, die man sehen und nutzen kann, indem man sich informiert. Dafür ist die OCPE-Konferenz ein erster wichtiger Schritt.

Mehr Informationen auf Englisch zu Adresse, Kosten und Programm finden Sie hier:

http://conferentie.ocpe.nl/en/