Digitalisierung – Auch Übersetzer*innen müssen mit der Zeit gehen

Bei Digitalisierung wird oft an Prozessautomatisierung und Digitalisierung von Dokumenten in großen Unternehmen gedacht. Selbstständige sowie klein- und mittelständische Unternehmen verfügen oft nicht über das Budget, um digitale Technologien zu implementieren oder räumen dem keine hohe Priorität ein. Nicht anders ist das bei vielen Übersetzer*innen. Vor zehn Jahren dachten noch viele von ihnen, dass sie niemals durch Computer ersetzt werden würden.

Maschinelle Übersetzungen sind problematisch, denn sie haben ihre Grenzen und verlieren Qualität mit steigendem literarischen und kreativen Textgehalt. Dennoch sorgte die Einführung des Übersetzungstools Google Translate bei manchen Übersetzer*innen für Unruhe. Nach einem Test des Bundesverbandes der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ) Ende 2012 konnten sie aber wieder aufatmen. Die Resultate ließen sehr zu wünschen übrig und vor allem Texte mit zusammengesetzten Sätzen wurden zu einem unleserlichen Brei.

Die technischen Entwicklungen schreiten aber unvermindert fort. Übersetzungsmaschinen wie DeepL liefern Übersetzungen, die auf den ersten Blick erstaunlich gut aussehen. Ich wähle hier bewusst „auf den ersten Blick“, denn beim aufmerksamen Lesen stellt man letztendlich fest, dass die Texte auf subtile Weise die niederländische Rechtschreibe- und Grammatikregeln missachten. Zudem haben Übersetzungsmaschinen noch immer Probleme bei der Auswahl der richtigen Terminologie und können sie keine Einheitlichkeit bei Übersetzungen gewährleisten. Ein weiterer Nachteil ist und bleibt die Tatsache, dass eigentlich niemand weiß, was mit den Texten passiert, mit denen das Übersetzungsprogramm gefüttert wird. Trotzdem werden DeepL und andere Übersetzungsmaschinen bereits von vielen Übersetzer*innen und Übersetzerbüros eingesetzt, um eine höhere Produktivität zu erzielen.

Zukünftige Entwicklungen werden dafür sorgen, dass Maschinen einen Teil der Übersetzungsarbeit übernehmen. Was das für Übersetzer*innen bedeutet und wie sie auf diese Veränderungen reagieren können, ist das zentrale Thema der Konferenz Übersetzen und Dolmetschen 4.0. – Neue Wege im digitalen Zeitalter, die vom 22. November – 24. November 2019 in Bonn stattfindet. Die Konferenz wurde organisiert vom Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. und bietet ein breites Spektrum an Präsentationen und Workshops rund um das Thema Digitalisierung.

Weitere Informationen

Plakat BDÜ-Konferenz Übersetzen und Dolmetschen 4.0